Der Dunning-Kruger-Effekt: Warum wir oft nicht wissen, was wir nicht wissen

In einer Welt geprägt von Klimakrise, Krieg und Inflation gewinnen einfache Antworten auf komplexe Fragen erschreckend an Einfluss. Während Staaten um nachhaltige Lösungen ringen, erklären Laien auf Social Media die „Wahrheit“ über Energiewende oder Pandemien – oft ohne Fachkenntnis, aber mit umso größerer Selbstgewissheit. Dieses Phänomen ist kein Zufall, sondern ein Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt,.

Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?

Entdeckt 1999 von den Psychologen David Dunning und Justin Kruger, beschreibt dieser Effekt, wie Menschen mit geringer Kompetenz in einem Bereich ihre Fähigkeiten massiv überschätzen – und gleichzeitig die Expertise anderer unterschätzen. Der Kern des Problems: Betroffenen fehlt nicht nur Wissen, sondern auch die Fähigkeit, ihre eigenen Wissenslücken zu erkennen.

Die Studie, die alles ins Rollen brachte

Dunning und Kruger ließen Cornell-Studierende Tests in Grammatik, Logik und Humor bewältigen. Anschließend schätzten die Probanden ihre Leistung selbst ein. Das Ergebnis: Die schlechtesten 25 % überschätzten ihre Ergebnisse um bis zu 50 %, während die Besten ihre Leistung leicht unterschätzten. Die Erkenntnis: Wer wenig weiß, merkt nicht, wie wenig er weiß – weil genau das fehlende Wissen nötig wäre, um Fehler zu erkennen.

Warum geschieht das? Die Reflexions-Lücke

Der Effekt entsteht durch einen Mangel an Metakognition – der Fähigkeit, das eigene Denken zu reflektieren. Inkompetente Personen fehlt das Wissen, um Aufgaben korrekt zu lösen, aber auch das Bewusstsein, dass ihnen dieses Wissen fehlt. Ein Teufelskreis: Ohne Selbstkritik bleiben sie in ihrer Blase der Selbstüberschätzung und verbessern sich nicht.

Folgen: Von Risikobereitschaft bis Karriere-Fallen

Diese Selbsttäuschung kann riskant sein: Von Laien, die medizinische Ratschläge googeln, bis zu Managern, die Projekte trotz mangelnder Expertise leiten – die Folgen reichen von peinlichen Fehlern bis zu existenziellen Risiken. Ironischerweise profitieren manche kurzfristig von ihrem übertriebenen Selbstvertrauen („Fake it till you make it“), langfristig führt jedoch fehlende Kompetenz oft zum Scheitern.

Die andere Seite: Warum Experten an sich zweifeln

Hochqualifizierte Menschen neigen hingegen dazu, ihre Fähigkeiten zu unterschätzen. Warum? Sie wissen, wie komplex ihr Fachgebiet ist, und gehen davon aus, dass andere ähnlich viel wissen. Dieses „Impostor-Syndrom“ zeigt: Wahre Kompetenz geht oft mit Demut einher.

Beitrag teilen:

Verwandte Beiträge

Unvermittelbar. Warum ich so ungern mit Vermittlern zusammenarbeite

Vermittler sind auf dem Freiberuflermarkt allgegenwärtig. Neben den großen Big Playern haben sich in den letzten Jahren zahlreiche kleinere Anbieter etabliert. Doch so präsent sie auch sind – ich bin kein Fan davon.

Seit über 12 Jahren mache ich meine Erfahrungen mit Ihnen – leider keine positiven.

Warum das so ist, erfahren Sie jetzt.

Die typische Anfrage – ein Beispiel aus der Praxis

Vor Kurzem klingelte mein Telefon. Eine junge Vermittlerin war am anderen Ende der Leitung.

„Sind Sie gerade verfügbar?“
„Ja, aber wofür?“
„Ja, als Payroll Specialist!“
„Sorry, aber etwas mehr muss ich schon wissen. Am besten Sie schicken mir eine Projektbeschreibung.“

Kurze Zeit später lag die Beschreibung in meinem Email-Postfach. Der Titel: Payroll Specialist. Doch der Inhalt? Eine Liste von Aufgaben, die eindeutig einem Projektleiter zuzuordnen waren.

Ich wies die Vermittlerin auf die Diskrepanz hin. Ihre Antwort? „Die Projektbeschreibung haben wir einfach vom Kunden so übernommen, mehr weiss ich auch nicht.“

„Echt? Machen Sie keine Auftragsklärung?“ fragte ich nach. Doch ihre Reaktion war ernüchternd – offenbar nicht.

Die größten Probleme mit Vermittlern

Solche Erlebnisse sind kein Einzelfall. Meine Hauptkritikpunkte an Vermittlern sind:

Mehr lesen
eBeratung - effizient, digital, flexibel

@Unternehmensberatung – kosten- und zeiteffizient, digital, flexibel

Als ich Anfang 2020 ein umfangreiches Beratungsprojekt in Frankfurt abschloss, ahnte ich nicht, dass dies vorerst mein letzter „klassischer“ Beratungsauftrag sein würde. Wochenweise war ich vor Ort, pendelte zwischen meinem Wohnort und dem Kundenunternehmen, und die Abrechnung erfolgte auf Tagessatzbasis – damals der übliche Standard.

Doch zwei Herausforderungen beschäftigten mich besonders:

Mehr Zeit für die eigentliche Beratungsleistung – weniger Reisezeit, mehr Fokus auf Lösungen.

Weniger Belastung für das Kundenpersonal – Beratungen erfordern Input der Mitarbeitenden, doch zu viel Zeitaufwand erzeugt oft Widerstand.

Diese Überlegungen wurden zu meiner Grundlage einer neuen, effizienteren Beratungsphilosopie und -form.

Die Geburtsstunde der eBeratung

Als mich kurz darauf ein öffentlicher Träger aus Frankfurt kontaktierte, machte die Pandemie Reisen unmöglich. Zudem standen fünf Geschäftsführer des Unternehmens vor der Herausforderung, sich auf einen klaren Beratungsauftrag zu einigen. Inhouse konnte man sich nicht einigen, um was es eigentlich geht – eine wesentliche Voraussetzung für erfolgreiche Beratungsarbeit.

Mehr lesen